Типология художественных текстов (О. И. Быкова - Типология художественных текстов), страница 4
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In der Fabel wird ein allgemeingültiger Lehrsatz anhandeines überraschenden Beispiels versinnbildlicht. In der Regel geißelt sie inverhüllender Form moralische, soziale und politische Fehlschläge. DieHandlung spielt meist im Tierreich, wird aber durch einen Analogieschluß aufdie Welt des Menschen übertragen.Die Geschichte der Fabel führt ins Altertum zurück. Das Ursprungsland derFabel ist nicht genau bekannt: es kann Indien oder Griechenland sein. Bereits imAltertum und auch in der späteren Zeit wird die Fabel als Genre mit dem NamenÄsops verbunden (obwohl auch eine Meinung geäußert wird, daß es eineerfundene Person ist).
Die Angaben über Äsop sind widersprechend und dürftig.Er soll als Sklave auf der griechischen Insel Samos um die Mitte des 6.Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung gelebt haben. Seine Fabeln sind auf unsnicht im Original, sondern durch Vermittlung späterer Dichter gekommen.Mittels seiner Fabeln kritisierte Äsop gesellschaftliche Umstände, vor allem diesoziale Ungerechtigkeit. Für diese Fabeln sind scharfe Charakteristik derGestalten, Anschaulichkeit der Situation, Schlichtheit der Sprache typisch. Nachdem Muster Äsops schrieb der römische Fabeldichter Phaedrus, ein Sklavegriechischer Abstammung.
Unter dem Einfluß Äsops bildeten sich in dereuropäischen Fabeldichtung traditionelle Tiertypen heraus: der mutige Löwe,der eitle Pfau, der kühne Adler, der dumme Esel usw. Da jedes Tier bestimmteEigenschaften verkörpert, ist es möglich, die Aussage zu verkürzen (äsopischeKürze) und die Wahrheit zu verkleiden (äsopische Sprache), was den Dichter,der in der Fabel Gesellschaftskritik ausübte, schützte.In der deutschen Literatur entstehen die ersten Fabeln in der zweiten Hälftedes 12. Jahrhunderts, aber erst im 14. Jh.
erlebte die Fabeldichtung einenAufschwung, als das heranwachsende Bürgertum der Städte eine belehrendeDichtungsart benötigte. Die deutsche Fabeldichtung hat zwei Höhepunkte: in derReformation (M. Luther, H. Sachs) und in der Aufklärung (Chr.F. Gellert,J. W. L.
Gleim, Fr. v. Hagedorn, G. E. Lessing). Die Fabel nahm im 18. Jh.unter den kleinen literarischen Formen eine bevorzugte Stellung ein. Es gabmehrere Gründe dafür: Zugänglichkeit für die breiten Leserkreise,volkserzieherische, moralische belehrende Wirkung, Möglichkeit, die Themenzu behandeln, die die fürstliche Zensur als unverhüllte Aussage über denMenschen nie gestattet und für die Veröffentlichung erlaubt hätte. In den Fabelnwerden gesellschaftliche Situationen und Vertreter der herrschenden Klassendargestellt und verspottet; auch werden solche Themen wie Mittleid mit demunterdrückten Volk, Heuchelei, Habsucht u.a.
behandelt. In der Aufklärung wirddie Fabel zur Waffe im Kampf gegen den Absolutismus und die Kirche.13Charakteristische Merkmale des Genres sind:• Handlungsträger sind neben Menschen und mythologischen Figuren,Göttern personifizierte Tiere, Pflanzen, Gegenstände;• Moralsatz am Anfang oder am Ende, der lehrhafte Charakter;• vierteiliges Aufbauschema: 1) Situationsschilderung, 2) actio (Rede),3) reactio (Gegenrede), 4) Ergebnis;• Einsatz von traditionelen Tiertypen, die seit Äsop immer wieder in dereuropäischen Literatur auftauchen (der mutige Löwe, der listige Fuchs, der eitleAffe, die diebische Elster usw);• die Handlung ereignet sich an einem Ort und in kurzer Zeitspanne;• die traditionellen Stilmerkmale sind: Kürze der Darlegung und Knappheitder sprachlichen Ausformung.Manchmal wird die Fabel als selbständige kurze episch-didaktischeGattung der Tierdichtung in Vers und Prosa definiert.
Die Moral kann auchimplizite enthalten sein, so daß der Leser sie erschließen muß.Die Lessingsche Fabel enthält meist drei thematische Einheiten:Einführung in die Situation (epischer Bericht), Dialog und Zwischentext undBelehrung (Resümee, das sich oft direkt an den Leser wendet).Die moderne Fabel verzichtet auf den deutlichen Schluß und dieformulierte Moral. Sie läßt beides offen.Die Ballade ist ein erzählendes Gedicht mit einer stark dramatischenHandlung.
Es ist ein poetisches Genre, in dem lyrische, epische und dramatischeElemente zusammenwirken. Das Lyrische ist in der Ballade durch die starksubjektive Haltung des Dichters zum Gegenstand der Darstellung ausgeprägt;das Epische realisiert sich in dem berichtenden Erzählton einiger Strophen oderZeilen; das Dramatische kommt in der sich stürmisch entwickelnden Handlungund im vorherrschenden Dialog vor. Goethe hat die Ballade das «Ur–Ei» derDichtung genannt. Damit hat er gemeint, daß sich die Ballade aller dichterischenGattungen und Möglichkeiten bedient. Sie hat epische (= erzählende,berichtende), dramatische (= szenische, dialogförmige) und lyrische Teile (z.B.bei der Darstellung des Atmosphärischen).Goethe betonte, daß in der Ballade die Elemente noch nicht getrennt,sondern, wie in einem lebedigen Ur-ei, zusammen seien.Als Stoff der Ballade dienen handlungsreiche, oft tragische Ereignisse ausder Geschichte und Volkspoesie; es werden Leid und Liebe, Märchenhaftes undRealistisches, Kampf für Freiheit und Würde des Menschen gestaltet.Inhaltlich sind Balladen im weitesten Sinne erzählende Gedichte.
Erzähltwird von Personen, denen Außergewöhnliches zustößt oder/und die sich inAusnahmesituationen befinden (Bedrohung, Gefahr, Tod). Die typischeGrundstimmung von Balladen ist die Bedrohung: Der Mensch erscheintausgeliefert an Schicksalsmächte – wie die Eumeniden – , an Naturmächte – wieGeister – , oder er ist auswegslosen Gefahren ausgesetzt. In manchen Balladen14geht es weniger um die Übermacht geheimnisvoller Kräfte als vielmehr um dieBewährung des aktiv handelnden Menschen in einer Krisensituation.Ihrer Form nach sind Balladen meist regelmäßig strophisch gebaut. Einweiteres formales Kennzeichen sind die häufigen Dialoge, die es ermöglichen,daß man das Geschehen unmittelbar erleben kann.Ursprünglich war die Ballade ein bei den romanischen Völkern verbreitetesTanzlied (ital.
ballata, von ballare – tanzen, altfranz.ballada). In England undSchottland bezeichnete man so Lieder, die die Taten von Volkshelden besingen(z.B. die Robin-Hood-Lieder). Die Entwicklung der deutschen Ballade geht bisins Mittelalter zurück. Die deutsche Ballade wurzelt in dem germanischenHeldenlied, das im Mittelalter auf Schlössern und später in Wirtshäuserngesungen wurde, in den historischen Erzählliedern und Zeitungsliedern des 15.Jahrhunderts, die Sensationsnachrichten übermittelten, und dem Bänkelgesang(das Singen von Bänkelliedern, in einfacherweise vorgetragene Lieder, die voneinem Aufsehen erregenden Ereignis berichten) des 18.
Jahrhunderts, welcherschauerlich-rührselige Mordgeschichten, Naturkatastrophen oder Kriegsläufeprimitiv schilderte. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts sind Volksballadenentstanden. Die sogenannte Volksballade erreichte schon kurz danach ihrenHöhepunkt in den Balladen Schillers und Goethes. Die Ballade blieb im 19.Jahrhundert eine sehr beliebte Gattung.
Die balladeske Dichtung steht besondersin den Epochen der Empörung gegen die soziale Ungerechigkeit und nationaleUnterdrückung, in Befreiungskriegen und Revolutionen in Blüte. Sehr beliebtwar die Ballade im Sturm und Drang, mit seinem ausgeprägten Interesse für dieVolkspoesie. Als eigentliche Schöpfer der deutschen Kunstballade gelten G.A.Bürger, J.G. Herder, J.W.v. Goethe und F. Schiller. Die erste weltbekanntgewordene Ballade ist «Lenore» von G.A.
Bürger (1774). Sie verbindet denmystischen Zug mit anklagender Zeitproblematik. Ihren glanzvollen Höhepunkterlebt die Ballade im Schaffen von Goethe und Schiller 1797; dieses Jahr ist inder Literaturgeschichte als «Balladenjahr» bekannt.Anfang des 19. Jahrhunderts findet die Kunstballade ihreWeiterentwicklung im Schaffen der Romantiker (A.
v. Arnim, C. Brentano,J.K.B.F. v. Eichendorff), die den mystischen Inhalt mit an das Volkstümlicheangelehnter Form verbanden. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts macht sich derNiedergang der balladesken Dichtung bemerkbar, um in der sozialen Ballade (H.Heine, A. v. Chamisso, die Dichter des Vormärz) zu neuer Blüte zu gelangen.Zur Entwicklung der Ballade im 20.
Jahrhundert: In der neueren Zeit gibtes Balladen der oben definierten Art – abgesehen von Texten, deren Verfasserstark der Tradition verhaftet sind – nicht mehr. Freilich gibt es noch Gedichte,die etwas erzählen und die sichtbar von der Ballade, daneben aber auch von derMoritat, beeinflußt sind. Man faßt solche Gedichte unter dem Begriff«Erzählgedicht» zusammen.15Die Wesensmerkmale der Ballade sind:• das Geschehen wird aufs äußerste gerafft; oft gibt der Autor nur denSchlußakt der sich tragisch entwickelnden Handlung;• die Eigenart des Baus bildet die Abwechslung der Berichtform und desDialogs;• die Verszeile ist in der Regel kurz;• eine große Rolle spielt die Wiederholung einzelner Wörter oder ganzerVerszeilen;• der Umfang der Strophen und ihre Zahl ist in jeder Balladeunterschiedlich;• zu den fakultativen Merkmalen der Ballade zählt man ihre relativeKnappheit und den sprunghaften Chrakter der Darstellung.Die Anekdote geht auf das Griechische «an-ek-doton» = etwas nochUnveröffentlichtes, mündlich Übermitteltes, zurück.
Sie «stellt die kürzesteForm erzählender Prosa dar, aufs geschliffenste einen Vorgang oder einEreignis, das, im besten Falle, den für Jahrzehnte gültigen Ausdruck einesgesellschaftlichen Symptoms oder Symbols zusammenfaßt, die Essenz dessen,was endlich einmal ausgesprochen wird, um diese Vergangenheit oderGegenwart zu beleuchten» (Arnold Zweig).
Sie erzählt kurz und prägnant einEreignis und gipfelt in der abgeschlossenen Pointe. Es handelt sich umGeschichten über bekannte Persönlichkeiten, die sowohl in Bezug auf diehistorische Situation als auch auf die jeweilige Persönlichkeit bemerkenswertsind. Die handelnden Personen in zeitgenössischen Anekdoten können aber auchunbekannte Leute sein, deren Auftreten schlagartig konkrete Details einerhistorischen Situation erhellt.
Anekdoten werden mit dem Anspruch auf einewahrheitsgemäße Darstellung erzählt. Sie müssen daher zumindestwahrscheinlich sein (also keine offensichtlichen Fiktionen, z.B. keinephantastischen Geschichten). Sie werden oft als operatives Genre eingesetzt imFeuilleton – Teil von Zeitungen – veröffentlicht.Der Aphorismus ist seit Georg Christoph Lichtenberg in der deutschenLiteratur als eigenes Genre vorhanden. Das Wort kommt aus dem Griechischen:«horizien» = begrenzen, Aphorismus = (scharf abgegrenzte), kurze, treffendeÄußerung. Aphorismen benennen meist satirisch-ironisch in kurzer undprägnanter Form (oft in einem Satz) Lebensprobleme des Verfassers.
Wortspiel,Vergleich, Metapher u.a. Stilfiguren verdeutlichen in zugespitzter Form (teilsauch mit bewußten Überspitzungen) das subjektive Werturteil des Verfassersüber problematische gesellschaftliche Erscheinungen.Die Miniatur ist ein Genre, das sich erst herauszubilden beginnt. Es isteine episch-lyrische Kleinform. Mit den anderen epischen Formen derGegenwartsliteratur hat sie gemein, daß sie nicht in Versform abgefaßt ist.