Типология художественных текстов (857787), страница 8
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Tragisch ist der Konflikt, der innerhalb der positiven Werte und ihrerTräger selbst waltet. Im Mittelpunkt steht die Darstellung eines Konflikts, derden Helden in den Untergang führt. Entstanden im alten Griechenland ausKultritualen; namentlich aus dem seit dem 6. Jh. v. u. Z.
aufgeführtenDithyrambus (Chorlied), stellte sie dann ernste Begebenheiten aus Mythen undHerrschergeschlechtern dar, in welcher Gestalt sie zum bevorzugten Medium fürdie szenische Darstellung tragischer Konflikte wurde. In der Geschichte desDramas hat sich die szeniswche Vergegenwärtigung tragischer Konflikte, diesich aus dem spannungs-und kollisionsreichen Verhältnis eines Helden zu seinerUmwelt ergeben, bis heute als relativ konstante Strukturkomponente derTragödie erwiesen. Die klassische Tragödie hat wesentlich zur Ausbildung einereinheitlichen Nationalsprache, insbesondere der Literatursprache beigetragensowie zugleich – durch das grundlegende Formprinzip, künstlerischeVollendung mit klaren und anschaulichen Mitteln zu erstreben, die Verlagerungder eigentlichen Handlung in das Innere des Helden, die geschlossene Form u.a. – die Entwicklung der dramatischen Gattung selbst in hohem Maße gefördertund die Möglichkeiten dramatischer Gattung bereichert.
Einen Höhepunkterreichte die Tragödie in der Weimarer Klassik, die – nach ShakespeareRezeption Lessings, Herders u. a. – eine Synthese zwischen antiker undmoderner Tragödie anstrebte. Nach dem Vorbild Shakespeares, der das Alte unddas Neue in seinen Stücken ins Gleichgewicht zu setzen wußte, benutztenJ. W. v. Goethe, F. Schiller und auch H. v. Kleist die tradierte Form derTragödie zur Vermittlung ihres unerschütterten Glaubens an dieGeschichtsmächtigkeit des Individuums anhand typisch aufklärerischerKonflikte: Inwieweit z.B.
der Mensch als moralisches Wesen historischgesellschaftliche Schranken übersteigen und so zu seinem Gattungswesen27gelangen könne, oder wie in einem bedeutenden Charakter verkörperte«Weltzwecke» (Hegel) sowohl mit den Grenzen des Charakters als auch mitgesellschaftlichen Widerständen zu kollidieren vermögen. In der Regel erwächstder tragische Konflikt bis ins 19. Jh. hinein innerhalb der gehobenen sozialenSchichten. Eine Ausnahme macht lediglich das «bürgerliche Trauerspiel»; hiererwächst der tragische Konflikt aus dem «Zusammenprall» zweier Stände; dieTräger der positiven Werte gehören zwei verschiedenen Ständen an (Adel undBürgertum) oder gar beide dem Stand, der bisher eines tragischen Konfliktesnicht für fähig gehalten wurde (Bürgertum).2.2.
Die Komödie (griech. komos = Umzug (von Bezechten) ist dieDarstellung des Komischen im Kontrast zum Üblichen, zum Gewohnten. Sie hateinen desillusionierenden Charakter. Die Auseinandersetzung geht vonmenschlichen Schwächen aus und endet versöhnlich.Übergreifende, sich historisch allerdings modifizierende Merkmale derKomödie sind folgende:• meist glücklicher oder doch versöhnlicher Handlungsausgang;• thematisch-stoffliche Zuordnung zum Bereich des Alltäglichen (nichtdes Erhabenen), wobei jedoch alle Mittel des Phantastischen, Surrealen usw.zugänglich sind;• der Standpunkt der Komödie war fast immer der der sozialNiedriggestellten (unterdrückter Klassen, Schichten usw.), daher ihregrundsätzliche Respektlosigkeit gegenüber offiziellen Normen und Institutionenwie ihre Potenz, als Bestandteil einer nichtoffiziellen («zweiten») Kultur dieSehnsüchte und Wertvorstellungen des einfachen Volkes positiv artikulieren zukönnen;• ebenfalls das Personal der Komödie entstammt traditionell imGegensatz zur Tragödie diesen Gesellschaftsschichten, was bis in die zweiteHälfte des 18.
Jhs. durch die Ständeklausel (ständische Gattungstrennung) sogarvorgeschrieben war;• die Tendenz – insbesondere im eigentlichen Lustspiel – zu stereotypenHandlungsstrukturen, in denen gesellschaftliche Erfahrung bereits vorgeprägterscheint, sowie zur Typisierung sowohl ihrer einzelnen Charaktere wie desFigurenensembles.Unter den deutschen Komödien war Lessings Minna von Barnhelm (1767)«die erste aus dem bedeutenden Leben gegriffene Theaterproduktion, vonspezifisch temporärem Gehalt» (Goethe, Dichtung und Wahrheit, 7. Buch). DieEntwicklung der bürgerlichen Komödie im 19.
und 20. Jh. ist außerordentlichvielschichtig und heterogen verlaufen.2.3. Die Tragikomödie ist eine dramatische Mischform: ein tragischerStoff wird komisch behandelt. Es ist ein Drama, in dem tragische wie komischeWertung und also die wirkungsstrategisch-strukturellen Elemente des Werkes ineinem unentschiedenen Verhältnis zueinander stehen, so daß es weder alsKomödie noch als Tragödie eindeutig zu bestimmen ist. Hier werden objektiv28tragische – oder wenigstens bedrohliche – Wiedersprüche, Konflikte, Vorgängeauf komische Weise dargestellt bzw. vordergründig komische Sachverhalte inihrer letztlich tragischen Determiniertheit ergründet.Die Anfänge der Tragikomödie im modernen Verständnis können in derdeutschen Dramatik etwa mit J.
M. R. Lenz (Der Hofmeister, 1774) angesetztwerden; es folgten H. v. Kleist (Amphitryon, 1806) und – bereits auch mitgrotesken Momenten – G. Büchner (Leonce und Lena, 1836). In dernachklassischen Zeit soll durch die Tragikomödie vor allem dieDoppelgesichtigkeit von Leben und Welt sichtbar gemacht werden –G.
Hauptmann (Die Ratten, 1911).Nach dem Inhalt unterscheidet man Charakterdramen, Ideendramen,Gesellschaftsdramen, Geschichtsdramen usw. Nach der Form unterscheidet mandas Zieldrama (auch «Entscheidungsdrama» genannt) und Enthüllungsdrama(oder analytisches Drama). Hinsichtlich der Formtypen des Dramas sind zweiFormtypen des Dramas zu unterscheiden: offene Form und geschlossene Formdes Dramas. Das Drama der geschlossenen Form betrachtet die Wirklichkeit alsMaterial zur Ausprägung einer Idee.
Der Prototyp der geschlossenen Form liegtim fünfaktigen Drama vor. Diese Form des Dramas weist eine einheitlichHaupthandlung auf. Das Ensemble der Figuren ist überschaubar. Jede Figur,jeder Schauplatz, jede Szene empfängt ihre Funktion vom Handlungsganzen. ImVordergrund stehen Bewußtseinsprozesse der Personen, die in der Figurenredezum Ausdruck kommen. Aufgrund all dieser Merkmale hat man solche FünfAkt-Dramen als «Dramentyp der geschlossenen Form» bezeichnet und alleStücke, welche sich deutlich davon unterscheiden, unter dem Begriff der«offenen Form im Drama» zusammengefasst.Das Verhältnis zur Wirklichkeit in der offenen Form ist wenigerdistanziert. Die Welt soll in der Fülle ihrer Einzelerscheinungen präsent sein,eine Vielzahl von Weltausschnitten wird vorgeführt.
Die Personen schließenimmer neue Weltaspekte auf, ohne für den Zuschauer eine «Idee» von der Weltzu entwerfen. Geistige Zusammenhänge bleiben häufig verdeckt.1.2.3.4.5.6.Aufgaben zur SelbstkontrolleI. Beantworten Sie folgende Kontrollfragen.Wodurch unterscheidet sich die poetische (künstlerische) Kommunikationvon der Alltagskommunikation?Wie wird die Textfunktion definiert? Welche Bedeutung kommt ihr bei derTextsortenklassifikation zu?Wie wird die Textsorte aufgefaßt?Was liegt der Textsortenklassifikation literarischer Texte zugrunde?Welche drei Hauptgattungen der Literatur sind zu unterscheiden? Durchwelche Besonderheiten wird die jeweilige Gattung ausgewiesen?Welche Textsorten werden dem epischen Genre zugeordnet (Kurzepik,Großepik)?297.8.9.10.11.12.13.14.15.16.17.18.19.20.21.22.23.24.25.Wem gehört die Bezeichnung «einfache Formen»? Welche Grundtypen derKurzepik gehören dazu?Welche Illokution ist im Märchen dominierend? Charakterisieren Sie dieMerkmale des Märchens.Wodurch kommt die Volkstümlichkeit in der Legende zustande?Wie ist die dominierende Sprachhandlung der Sage? Lebt sie heute weiter,wie verändert sich ihre Funktion?Nennen Sie die Wesenszüge des Volksliedes.Welche Merkmale kennzeichnen den Schwank, den Witz, die Parabel?Welche textsortenspezifischen Merkmale weist die Fabel auf? WelcheStellung nimmt sie in der deutschen Nationalliteratur ein?Welche Elemente der einzelnen Hauptgattungen literarischer Texte wirkenin der Ballade zusammen? Worin wurzelt die deutsche Ballade? Weisen Sieauf die Wesensmerkmale der Ballade hin.Inwieweit sind die Anekdoten der Ausdruck eines gesellschaftlichenSymptoms oder Symbols und wie sind sie inhaltlich ausgestaltet?Wie sind die Aphorismen und Miniaturen inhaltlich und formalausgestaltet?Was ist für das Kunstmärchen kennzeichnend?Wodurch unterscheidet sich die Kurzgeschichte von der Erzählung?Welche konstitutiven Merkmale sind in der Kalendergeschichtenachzuweisen?Welche epische Großform erscheint als die frühauftretende Gattung derEpik?Wodurch unterscheidet sich die Saga als Genre der Großepik von der Sage?Durch welche Wesensmerkmale wird die Novelle ausgewiesen? Was hatdie Novelle mit dem Roman gemeisam und worin besteht zwischen ihnender Unterschied?Worin äußert sich die Komplexität des Romans?Welche inhaltlichen und formalen Wesenszüge zeichnen die Lyrik aus?Wie werden die Textsorten der Dramatik (Tragödie, Komödie,Tragikomödie) inhaltlich und sprachlich ausgestaltet ?II.