Типология художественных текстов (857787), страница 3
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DieMärchen sind Bestandteil eines kollektiven Bewußtseins. Erfahrungswissen undlakonische Erzählweise machen das Märchen so anziehend, anfällig fürInterpretationen jeder Art. Charakteristisch für das Märchen ist eine einfacheethische Norm: das Gute, Anständige, Humane wird belohnt; das Böse,Ungerechte, Inhumane bestraft. In Märchen werden Lehren und moralischeAnweisungen vermittelt, und damit erfüllen sie in allen Zeiten eine wichtigeerzieherische Aufgabe.
Die Märchen widerspiegeln die Lebensbegingungen unddieWeltanschauungenderVölkerunterverschiedenenGesellschaftsverhältnissen; darum weisen sie neben nationalbedingtenBesonderheiten auch gemeinsame Merkmale auf. Bei allen Völkern gibt esMärchen, die die Kraft der Bruderliebe, die Bewährung der Treue, dieUnbeirrbarkeit der Liebe, die Mutterliebe, den scharfen Bauernsinn, die belohnteTugend und die unbelohnt bleibende Untugend zeigen.
Das Märchen schilderteine Welt, in die die Sphäre des Übernatürlichen einbricht, eine Wunschwelt,eine Art Utopie, die keine Tragik kennt und in der das Gute stets belohnt unddas Böse bestraft wird (streng moralische Gesetzmäßigkeit).Man unterscheidet Volksmärchen und Kunstmärchen. Das Volksmärchenist eng mit der Geschichte der menschlichen Gesellschaft verbunden.Dementsprechend bilden sich bestimmte Märchentypen heraus. DieZaubermärchen stammen aus der Zeit der Gentilordnung und widerspiegelnden Glauben an Geister, Elfen, Zwerge, Naturgötter u.a.m. Die Tiermärchenentstammen der Zeit, als der Mensch begann Tiere zu zähmen («Der Wolf unddie sieben jungen Geißlein»).
Mythologische Märchen haben ihren Ursprungaus der Zeit des Beginns unserer Zeitrechnung («Dornröschen»);Königsmärchen – aus der Zeit des Feudalismus («König Drosselbart»). Sozialkritische Märchen stammen aus der Zeit des heranwachsenden Kapitalismus(«Der Teufel und der Drescher»).Im Laufe der Zeit festigten sich innerhalb regionaler und historischerVarianten charakteristische Strukturelemente: moralische Unterscheidungzwischen gut u. böse, eine an der Erzählweise des Volkes (Redensarten,Vergleiche, Sprichwörter) orientierte stark formalisierte Sprache und ein Funduswiederkehrender Motive wie sprechende Tiere und Gegenstände,Metamorphosen und Verzauberungen von Personen u.a.m. DerMärchenhandlung wird der Bezug auf das Wunderbare untergelegt.
In einem9Rahmen unbestimmter Zeit, unbestimmten Ortes und unbestimmter Personen, indem Szenarium einer Zauberwelt, die nicht an die Bedingungen dieser Weltgeknüpft ist, läuft die Märchenerzählung ab. Auf diese Weise realisieren sichWunschträume der einfachen Menschen von einem besseren Leben,Glückssehnen nach Freiheit und Gerechtigkeit; wodurch das Phantastische, alskünstlerisches Hauptprinzip des Märchens, mit dem realen Leben verbundenwird.Für das Märchen gilt ERZÄHLEN mit Intentionen des UNTERHALTENsund des BELEHRENs/MORALISIERNs als dominierende Illokution.Charakteristische Merkmale des Genres sind:• eine einfache ethische Norm;• Vorliebe für das Phantastische, Wundersame;• die üblichen Einleitungsformeln: «Es war einmal...»; «Es lebte einmal...»;• die dreimalige Wiederholung der Handlung (die Dreizahl);• volkstümliche Sprache mit veralteten Elementen (Archaismen)lexikalischer und grammatischer Art;• im Aufbau der Märchen seien folgende Züge unterstrichen: der typischeHeld, dazu auch typische Namen der handelnden Personen (der Bauer, derHandwerker, der Teufel, Rumpelstilzchen, Aschenputtel usw.);• der jähe Übergang vom Traurigen zum Heiteren;• Erlösungen, Rückverwandlungen der Verzauberten («Dornröschen», «DerFroschkönig», oder «Der eiserne Heinrich»);• der Kontrast, der typisierend wirkt, und die Gestalten mit der jeweils nurstark betonten Eigenschaft, aus der andere Eigenschaften der Figurerschlossen werden.
Der Kontrast realisiert sich sprachlich inGegensatzpaaren gut – böse, arm – reich usw., die als Klischees auftreten.In der deutschsprachigen Literatur wurden die Volksmärchen um dieWende vom 18. zum 19. Jh. gesammelt (J. Musäus, Brüder Grimm).Die Sage erscheint ursprünglich als orale volkstümliche Form. Sie ist eineprimitive Vorform des Wissenschaftlichen und geht auf das Bedürfnis nachErfahrung zurück; sie ist wirklichkeitsgetreuer als das Märchen und stelltSinnwidriges, Trauriges und Tragisches so dar, wie es sich ereignet hat oderereignet haben könnte. Die Sagen verbreiten sich häufig und wandern von Volkzu Volk, wodurch Umformungen nicht selten sind (z.B.
Götter- undHeldensagen). Christliche Umarbeitungen führen häufig zur Legende. Zu denältesten Überlieferungen gehört die dämonische Sage, die aufGlaubensvorstellungen der Urgesellschaft zurückgeht, sie vermochte inverschiedenen Genres der künstlerischen Literatur einzugehen. Diedominierende Sprachhandlung der Sage ist BERICHTEN mit den Funktionen:ANGST AUSDRÜCKEN, ERKLÄREN/BELEHREN/EXEMPLIFIZIEREN,vor allem WARNEN. Die Sprachhandlung des BERICHTENs mit denFunktionen des EMOTIONALEN ENTLASTENs, des EZEMPLIFIZIERENs10und vor allem des WARNENs – ganz in der Tradition der alten Warnsage – istgeblieben.
Wir finden auch in der „modernen Sage“ einfache Strukturen, dieleichtes Behalten ermöglichen und mündliches Weitergeben erleichtern, alsoStilmittel der Wiederholung, einfache Zeitbeziehungen, schlichten WortschatzEine formelhafte Ausdrucksweise kommt auch hier vor: am Anfang desErzählens wird immer die Versicherung angegeben, das der Vorfall wirklichpassiert sei, indem man auf die (bekannte) Person verweist, die den Vorfallselbst erlebt hat.Einfache Formen wie Märchen und Sage leben heute weiter. Anders alsdas Märchen lebt die Sage also nicht in Elementen und Mustermischungen,sondern in ihrer Ganzheit weiter. Das Märchen als traditionelle Erzählform,aber bruchstückhaft begegnet uns im Alltag: in der Werbung, in der Karrikatur,im Witz, in der Parodie.
Dabei verändert sich die Funktion. Sie werden alsumfunktionierte, parodierte, negierte Teile in neue Kontexte gebracht.Dominierende Sprachhandlung ist zwar auch das ERZÄHLEN, aber mit derFunktion des AUFFORDERNs (in der Werbung: zum Sich-Interessieren, zumKaufen). Die Märchen erscheinen nun in Mustermischungen, nicht als reine(möglicherweise modernisierte) Form.Die Legende wird heute als eine kurze, volkstümliche Erzählung aus demLeben der Heiligen (Mutter Maria, die Apostel u.a.) verstanden, die gelegentlichaus Sagen hervorgegangen ist.
Daß legendärer Stoff auch aus dem realistischenDiesseitsglauben heraus gestaltet werden kann, zeigen die «Sieben Legenden»Gottfried Kellers.Das Volkslied gehört zur Volksdichtung, an deren Gestaltung das Volkschöpferisch teilnimmt. Eines der Wesenszüge des Volksliedes ist dieAnonymität des Verfassers. Ebenso ist die Kollektivität des Verfassers typisch.Es ist eine entscheidende Eigenschaft des Volksliedes. Sie liegt aber nicht sosehr in der Entste- hung des Volksliedes, wie vielmehr in seiner Überlieferung,die vom Kollektiv getragen und von ihm gestaltet wird. Die Einteilung derVolkslieder in direkte oder primäre, d.h.
anonym im Volk entstandene, undindirekte oder sekundäre, d.h. von uns bekannten Dichtern stammendeVolkslieder ist also nicht von prinzipieller Bedeutung, da sie nicht auf innerenWesenszügen der Lieder, sondern auf zufälligen Erscheinungen, wie möglichemNachweis eines Verfassers, beruht.Am Anfang der literarischen und wissenschaftlichen Beschäftigung mitdem Volkslied in Deutschland steht Johann Gottfried Herder (1744–1803),führender deutscher Denker und Literaturtheoretiker, entscheidender Anregerdes Sturm und Drang und der Klassik, der bewußteste und klarste Vertreter derdemokratischen und nationalen Interessen des jungen deutschen Bürgertums amEnde des 18.
Jhs. Den Zug zum Volke und zur Volksdichtung in den 1770-erJahren sehen wir nichr nur bei Herder und dem von ihn angeregten jungenGoethe, sondern auch unabhängig von ihnen bei G.A. Bürger, Chr.Fr.D.Schubart und anderen.11Der Schwank > ahd. swanch, mhd. Swank Schwung, Streich, hier ist einevolkstümliche komische Dichtung zwischen dem 13. und 16./17. Jh. vertreten.Sozialkritik kann sich in sehr verschiedenen Formen im Schwank äußern.
DieHinwendung zur Volkstümlichkeit und die Volkssprache, die Wahrnehmung deskleinen Mannes, die satirische Bloßstellung des plumpen, naiven Bauern, derehebrecherischen Frau, des bürgerlichen Wirts, des habgierigen Kaufmanns undgeizigen Bürgers, Verhöhnung des niedrigen Klerus im Schwank ist mehr ausder Sicht des «misera plebs» (des einfachen Volkes) verachtenden, geistigegegen materielle Werte setzenden Literaten zu erklären als aus der bloßenFreude an der Schilderung skuriller Typen.
Die «Wirklichkeit» desSchriftstellers ist literarischer Art; seine Stoffe sind zeittypisch, wie seineGestalten typisch sind, aber sie vermitteln keine Realität. Von der Intention ihrerAutoren her sind die Schwankbücher primär «Sammlungen» witzigerErzählungen über soziale Typen und gesellschaftliche Situationen komischenZuschnitts, die zur Unterhaltung eines breiten Publikums bestimmt sind undderen Unterhaltungszweck jeder anderen Tendenz widerspricht. Das Sujet istmeist die Übertrumpfung eines scheinbar überlegenen Gegenspielers durch List,Gewalt, grobe oder gewitzte Worte. Die Auseinandersetzungen, in denenGestalten des Städtebürgertums, der armen und reichen Landbevölkerung,Fahrende, Plebejer usw.
auftreten, offenbaren menschliche Unzulänglichkeitensowie soziale Mißstände und basieren häufig auf dem Konflikt zwischenPrivilegierten und Unterdrückten. Erzählt wird mit fröhlicher Leichtlebigkeit,streibar und drastisch, bedächtiges Moralisieren ist nicht ausgeschlossen.Der Witz ist die Schwundform des Novellistischen. Man kann sagen, er seieine auf die Pointe reduzierte Novelle. Die humorvolle Pointe stellt eine ArtKeim dar, aus dem sich eine Novelle entwickeln läßt. Sein Wesen liegt immerim Wort und entwickelt sich meist in einem Dialog.
Der Witz ist die präzise,abgeschlossene Form, die ins Extreme getriebene Aussparung.Die Parabel ist eine in sich geschlossene kleine Lehr-Erzählung, in derzwei verschiedene Sachverhalte dicht aneinander nähern. Dadurch wird dervergleichende und lehrhafte Zweck erreicht, ohne daß er mit Wortenausgesprochen wird. Der Scheitelpukt der Annäherung ist das «TertiumComparationis» (das zum Vergleich herangezogene Dritte). Dieser Text istmodal abgeschattet, sowohl in grammatischer, als auch in stilistischer Hinsicht(Konjunktiv und Ironie im engeren Sinne des Wortes). Die Modalität erweistsich als syntaktische und stilistische Wiederspiegelung des Standpunktes desAutors im Hinblick auf die Nachvollziehbarkeit der Aussage für den Leser[Брандес 1983, 35].Die Fabel (von lat.
fabula = Rede, Sage, in eine Einkleidung versteckterSinn) ist eine kurze lebhafte Geschichte, die auf eine Moral, Lebenserfahrungoder allgemeine Wahrheit bezieht; eine sich gerundete lehrhafte epischeErzählung, die einen geistvoll witzigen Stil zeigt. Gotthold Ephraim Lessingschreibt in der Abhandlung «Von dem Wesen der Fabel»: «Wenn wir einen12allgemeinen moralischen Satz auf einen besonderen Fall zurückführen, diesembesonderem Falle die Wirklichkeit erteilen, und eine Geschichte daraus dichten,in welcher man den allgemeinen Satz anschauend erkennt, so heißt dieseDichtung eine Fabel».